Zieh doch mal Bilanz

Ohje…

Neuer Blog, neue Ziele, neue Erkenntnisse und immer noch auf der Suche. Was schreib ich hier eigentlich? Nunja, glaub das, dass Jeder der sich mit dem Thema “Fotografie” und all seinen Facetten beschäftigt, mal durchmacht, durchgemacht hat und vielleicht noch durchmachen wird. Nach gut zwei Jahren wird es also mal Zeit einen kurzen aber feinen Strich zu ziehen. Ein Fazit.
die-phasen-eines-fotografen_kleinDie wohl bekannteste Grafik, die das Leben eines Auslöserbetätiger am ehesten beschreiben soll. Zugegeben, sie ist keine Blaupause, aber man muss doch immer wieder schmunzeln, wenn man sich die Grafik genauer ansieht. Paralellen findet sicherlich jeder von Euch, egal ob früher oder eben später. Ich mein… wer kennt es nicht? Dieses Erlebnis, was in einem hoch kommt, wenn einem das erste HDR-Bild gelingt? Dieses “LECK MICH AM ARSCH is das geil!”-Gefühl? Und schon findet man sich in der Spirale wieder, HDR hier, HDR da. Die Ergebnisse sind dann verschieden. Ich hab ca. 80% meiner HDR-Versuche in die Tonne gekloppt, weil ich damit einfach nicht warm werde, trotzdem hab ich es ne Zeit lang versucht.

Zurück in die Zukunft

Aber gut… beginnen wir da wo alles anfing. Ende 2011. Zweitausendelf. Keine Ahnung was mich geritten hat, aber ich hielt urplötzlich eine Kamera in meinen zarten Händen. Eine Systemkamera. So ein kleines Ding mit kleinem Sensor, kleinen Objektiven und kleinem Gewicht. Es war einfach Zeit. Zeit für mich. DSLRs waren mir immer zu klobig, die Systemkamera war und ist einfach Perfekt. Wieso? Weil ich zu 99,8% in der Natur unterwegs bin und keine Lust hab andauernd ein mörderisches Gewicht mit mir umherzutragen. Gut… vielleicht nicht ganz, aber meine Systemkamera hab ich immer und überall dabei… wirklich… immer! Bei ner DSLR wäre das definitiv nicht der Fall. Egal. Ich war also fortan Olympionike. Ein PEN(n)er. Genauer gesagt, ich war Besitzer (m)einer Olympus PEN E-PL2.

Objektivzirkus

“Kumpel, wo bist Du?” – Mit diesen legendären Worten rief the one and only – Mr. Looking for Freedom – Michael Knight über seine schwarze Armbanduhr mehrmals seine temperamentvolle Turbostute – KITT! Wo wir auch gleich beim Thema wären. Zu Beginn war mein bester Freund wohl das KITobjektiv. Die Einstellungsmöglichkeiten der Kamera überforderten mich…

Weißabgleich? Schwachsinn! Blende? Mach halt die Augen zu, dann blendet es nicht mehr. Auslösegeschwindigkeit? Auf der Stopuhr schaff ich mit nem Doppeklick 0:01 Sek, dass sollte wohl reichen für den Auslöser!”

Mit der Zeit verstand ich die Zusammenhänge der einzelnen Komponenten und das auch ohne Mathe Grundstudium. Die Formelrechnerrei, die man bei (fast) allen Fotobüchern auf den ersten Seiten findet, war sowieso nie was für mich. Ich bin Praktiker, ich will knipsen. Um es mal im Managerdeutsch zu sagen: Die Basics waren also erlernt. Levelup! Ich wollte mehr Freiheiten. Mehr Blickwinkel im Bild, einen höheren Zoomfaktor. Und dann kommt jeder von uns an diesem Schalter vorbei. Man frägt sich: Soll ich mir nun eine Eintrittskarte kaufen? Man läuft weiter… dreht jedoch irgenwdann um und löst ein Ticket. “Hereinspaziert! Willkommen im Objketivzirkus!” Wie in frühester Kindheit steht man nun dort. Die Augen funkeln, der Mund ist weit geöffnet. Jedes Objektiv das man frisch in seinen Händen hält, ist sowieso erstmal das beste Objektiv der Welt! Es gibt nichts besseres! Wirklich! … oder? Dachte man. Und dann will man noch das Eine, kann dafür auf ein Anderes verzichten. Man experimentiert. Alles dreht sich nur noch um die Millimeter und diesmal oberhalb der bekannten Gürtellinie. Irgendwann kam bei mir dann jedoch der entscheidende Punkt. Die Zirkusvorstellung ist zuende. Man verlässt das Zelt mit neuen Erkenntnissen. Ich wusste nun welche Brennweiten mir Spass bereiten, welche ich im Einsatz haben möchte und welche überhaupt nichts für mich sind. Wie das bei mir aussah? Ein rießiges schwarzes Loch im Geldbeutel, der Rest kommt jetzt:

2012:

  • 7,5mm Samyang Fisheye f3,5
  • 14-45mm Zuiko Digital f3,5-5,6
  • 20mm Panasonic Lumix Pancake f1,7
  • 45-200mm Panasonic Lumix G-Vario f4,0-5,6

2014:

  • 12mm Zuiko Digital f2.0
  • 25mm Panasonic Leica f1,4
  • 45mm Zuiko Digital f1,7
  • 9-18mm Zuiko Digital f4,0-5,6
  • 75-300mm Zuiko Digital II f4,8-6,7

Wechselspiel

Bei den Objektiven findet man also irgendwann seine Lieblinge und bei den Motiven ist das ebenso der Fall. Natur & Landschaft. Zwei Begriffe mit denen ich am meisten Anfangen kann. Sollte sich doch mal ein Mensch vor meine Linse verirren, dann immer mit der Komponente Natur im Zusammenhang. Ich liebe es nun mal draussen zu sein, unsere Gegend zu erleben und das Leben zu entdecken. Irgendwann merkte ich, dass meine PEN(n)er-Zeit abgelaufen war. Ein Nachfolger musste her. Das damalige neue Flagschiff der Olympioniken stand in den Startlöchern. OM-D E-M5. Das war sie! Liebe auf den ersten Blick, weil ich deren Retrodesign einfach liebe. Für meine Outdooreinsätze ist die Kamera zudem noch spritzwassergeschützt. Genial. Der Sensor hatte endlich nun auch genug Power um mal Nachts auf Fototour zu gehen, ohne gleich im Ameisenhaufen zu verschwinden. Der Geldbeutel war also wieder mal leer und nach nur einem Jahr ein neuer Body mein!

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Cremig und flüssig

Ein Punkt, wo wohl jeder zu Beginn staunt. Ich dachte mir, ich komm gegen Ende des Artikels dazu. Spannungsbogen und so… ihr wisst schon! Das Thema ist eigentlich gar nicht mal so relevant, aber ich und der ein oder andere von euch hat es sicherlich auch durchgemacht. Das Freistellen. Bokeh. Crememachine. Man stellt das erste Motiv frei und man ist glücklich. “Jetzt bin ich einer von Euch!” So war es auch bei mir. Ich stellte alles frei. Den Kieselstein, die Haarspitzen oder der Tropfen auf den heissen Stein. Nichts war vor mir sicher. Eine Phase die sicherlich alle von uns ganz zu Beginn durchmachen. Auch Heute stelle ich gerne noch frei, jedoch deutlich differenzierter.
Ebenso verhält es sich mit Wasser. Fließendes Wasser bei längerer Belichtungszeit ist einfach immer wieder ein Genuss. Klar, eingefrorenes Wasser hat auch was, den Strom quasi im Bild zu spüren ist immer wieder ein schöner Anblick, der mich bis Heute fesselt. Darum sind 80% meiner Bilder, die das Element Wasser beinhalten, Langzeitbelichtungen. Diese Phase wird bei mir wohl nie so wirklich zuende gehen.

Kauf lieber zweimal

Gerade zu Beginn lässt man viel Geld durch die Käufe eines Bodys und den Objektiven liegen. Dadurch trägt man(n/Frau) zwar weniger Gewicht in den hinteren Hosentaschen mit sich und bekommt keine lästigen Druckstellen mehr am Hintern, aber zugleich steigen auch so manche Hemmungen in einem empor. Man beginnt manche Dinge zu hinterfragen.

  • Muss ich wirklich für Zubehör noch soviel Geld ausgeben? Ich mein, warum soll ich 30-60 EUR für einen POL-Filter ausgeben, wenn ich vom netten Asiaten aus der Nachbarschaft auch einen für 15 EUR bekomme?
  • Muss ich wirklich für mein Stativ mehr als 100 EUR ausgeben, wenn ich doch auch ein Gegenstück für 30 EUR bekomme?
  • Brauche ich wirklich einen Kugelkopf, wenn mein Billigstativ sowieso schon einen Aufsatz besitzt?

Die Antwort ist schlicht und lautet: NEIN! Hö? Nein? Richtig, weil müssen müsst Ihr gar nichts! ABER und da ist es endlich, das berühmte ABER *Händereib* Ihr werdet. Spätestens, …
…wenn Ihr Euren 15 EUR POL-Filter vor das Tele schnallt und merkt, kein Bild erscheint mehr scharf. Die verarbeitete Billigfolie des Filters ist einfach nicht für große Brennweiten geeignet.
…wenn Euch der 5 EUR billig ND-Filter die Farben nimmt.
…wenn bei Langzeitbelichtungen die Motive Plastikstativ-verwackelungen aufweisen.
…wenn Ihr ständig das Stativ 100%ig ausrichten müsst um im Wasser zu bleiben anstatt mit einem Kugelkopf kleinere Schieflagen bei unebenen Böden einfach auszugleichen.
Ja, dann werdet Ihr Euch auch mal mit Hoya, B&W, Novoflex, LEE und anderen Herstellern auseinandersetzen. Bevor man sich versieht, klingelt der Postbote also zweimal.

Wettrüsten

Irgendwann kam dann die Phase, in jener ich wie ein gewisser Schwarzenegger – zu seinen besten Zeiten – durch die Natur lief. Man fühlt sich wie ein Cyberdyneprodukt. O-1000. Bewaffnet mit gefühlten 1000 Zubehörteilen im Rucksack. Geblendet vom Zubehörhype merkte ich jedoch gar nicht, dass die Qualität meiner Bilder darunter leidete. Mit POL-Filter und Verlaufsfilterscheiben bewaffnet, konnte mir ja auch keine Situation mehr was anhaben. So schien es. Zunächst. Was ich jedoch nicht bedacht habe und gänzlich übersah, dass die Bildqualität einfach leidet, wenn man durch zwei “Scheiben” hindurch ablichtet. Natürlich war bei den Ergebnissen nicht das Zubehör schuld, sondern ich oder die Kamera. Schließlich konnten nur gute Bilder rauskommen, wozu hab ich mir sonst den ganzen Schrott zugelegt? Die Farben manchmal blass, komische Spiegelungen im Bild, staub oder flecken in einigen Bildern und der Himmel mit komischen Farbverläufen. Alltag. Ich hab teilweise 2 Monate am Stück Situationen abgelichtet, ohne z.B. den POLfilter nur einmal abzunehmen. Naja, man lernt ja aus seinen Fehlern… hoffe ich. Weniger ist hier oft mehr. Ich habs gelernt.

Der Schuss zum Schluss

Nun hab ich vieles erzählt, was ich durchlaufen habe, wie ich es wahrgenommen habe und welche Lehren ich so daraus gezogen hab… oder auch nicht. Einiges muss man wohl durchlaufen, einiges durchläuft man freiwillig. Ich experimentier viel, hab mittlerweile mein Spezialgebiet gefunden und hab einfach Spass an der Sache. Voller Vorfreude schau ich nun weiter nach Vorne und bin gespannt, wo mich das Abendteuer noch überall hinführen wird. Ich hoffe Ihr hattet Spass beim Lesen. So… und nun bin ich still.
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4 comments

    1. Dankeschön 🙂 Ja, wieso solls auch nur mir so ergehen, schön wenn Andere sich an der ein oder anderen Stelle wiedererkennen.
      Grüße floSen

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