Das Fieber steigt
Bekanntlich hat ein Mensch ja irgendwann im Laufe des Jahres, wenn es nicht gerade der 29. Februar ist, Geburtstag. Ebenso wird man an jenem Tage auch immer ein klein wenig beschenkt und so war es auch bei mir. Allerdings was schenkt man Jemanden, der sowieso schon alles hat? Richtig, ein wenig was Ausgefallenes. Ich hab schon Tandemsprünge geschenkt bekommen, ein Drahtseilakt vom Dach des Münchner Olympiastadions und diesmal eben eine Ballonfahrt! Aber nicht irgendeine Ballonfahrt, dem Ballonführer wurde ausdrücklich gesagt, es soll wenn möglich der Winter sein. Klar, wenn dann soll sich das floSen dort oben schon seine Kronjuwelen abfrieren, damit man Ihm in Zukunft nicht mehr solche Sachen schenken muss.
Es ist soweit
Tja, was soll ich sagen… die Rechnung ging nicht ganz auf, denn soviel sei schonmal vorab verraten: Trotz luftiger Höhe war es nie wirklich kalt. Schon in der zweiten Januarwoche erhielt ich vom Ballonführer einen Anruf, war jedoch leider verhindert und so mussten wir das Vorhaben ein wenig nach hinten verschieben. Ein paar Tage später schallte erneut mein Telefon: „Nächstes Wochenende am Samstag (24.01.14) starten wir, hast Du Zeit?“ „ähm… Klar hab ich Zeit!“. Das Wetter war in der darauffolgenden Januarwoche nicht wirklich überragend und ich befürchtete schon das Schlimmste. Wir fanden uns um 9:00 Uhr Morgens in Eisenharz im Westallgäu zum Abflug ein. Wir? Ja, Hoochi’s Welt war ebenfalls im Schlepptau und der Ballonführer lies Ihr eine Minimalchanche zum Mitflug offen. Bedinung, der Korb durfte nicht zu schwer werden.
„Also bitte, was sollen 90cm schon wiegen?“
dachte ich mir so am Rande. Zur Not hätten wir Sie noch als Ballastsack an den Korb hängen können *lach*.
Ready for Take-Off!
Wir standen also nun um 9:00 Uhr bereit und das Wetter war mies. Richtig mies! Ich dachte mir so
„Okay, wir fahren dann wohl 40m über dem Boden hinweg, alles Andere wäre die reinste Wolkensauße. Stark!“
Unser Ballonführer und um jetzt mal das Kind beim Namen zu nennen, der Helmut vom BallonSportClub-Voralpenland e.V., holte uns pünktlich am vereinbarten Treffpunkt ab. Wir fuhren auf ein freies Stück Landgut am Rande von Eisenharz, auf dem wir den Ballon aufbereiteten.
Mit an Bord waren:
- Das tapfere Helferlein, welches später im Begleitfahrzeug mitfuhr
- Helmut unser waghalsiger Pilot
- Zwei unheimlich glückliche *ironie aus* Ballonfahrtgewinnerinnen einer Weihnachtsaktion
- Hoochi’s Welt
- und meine Wenigkeit.
Wir alle hatten die seltene Ehre, beim Aufbau selbst mit anzupacken. Ich sags Euch, so ein Ballon ist verdammt riesig! Etwas skeptisch blickte ich drein, als der „Brenner“ am Korb montiert wurde. Er steckt lediglich auf Vier losen Stangen am Korb. Also stabil ist wirklich was anderes, wenn Ihr mich fragt. „Gut, der Helmut lebt mal noch und macht nicht den Eindruck, dass er diesen Zustand Heute ändern möchte! Er wird schon wissen was Er da tut.“ – waren meine Gedanken und wir bauten fleißig den Ballon zusammen. Helmut wurde etwas nervös und meinte wir müssen Gas geben. Ich schaute mich um und dachte mir so „Wieso eigentlich?“. Es war nämlich immer noch bedeckt.
Irgendwann war es dann endlich soweit, der Ballon stand senkrecht und wir standen alle im Korb. Alle? Ja, zwischen uns Drei glücklich Beschenkten, Helmut und ein paar Gasflaschen, fanden wir dann doch noch ein Plätzchen für Hoochi’s Welt. Ja, Sie durfte also auch mit rein, dafür musste ich meine Kameratasche und somit mein Tele im Begleitfahrzeug lassen. Das nächste Mal tauschen wir *lach*
Helmut machte zu Beginn gleich ein wenig Rambazamba am Gasbrenner und ich richtige meine Kamera mit dem 9-18mm Weitwinkel schon mal ein. Als ich den Kopf anhob, nahm ich plötzlich wahr, dass wir schon in der Luft waren.
„Was zur Hölle?!“
waren meine Gedanken in diesem Moment, weil ich hab wirklich nichts wahrgenommen. Ich dachte ja es wird wie bei einem Fahrstuhl, dass der Magen mächtig mitgehen würde. Aber nein, nix, nada! Man spürte den Aufstieg quasi überhaupt nicht. Als wir ein paar Höhenmeter genommen hatten und über die schneebedeckten Wälder und Wiesen fuhren, sahen wir am Horizont einen kleinen Lichtblick. Sonne! Irgendwann zündete Helmut den Turbo und brachte uns mitten in die Wolkendecke.
„Okay, das wars jetzt dann mit der schönen Aussicht“
hatte ich noch gar nicht zuende gedacht, da stießen wir aus den Wolken heraus. Über uns immer noch eine dichte Wolkendecke, unter uns jedoch jetzt auch. Am Horizont waren schon die Ammergauer Alpen zu sehen. Wahnsinns Ausblick! Ich war jetzt schon zufrieden. Helmut der alte Haudegen sollte aber noch ein weiteres Ass für uns im Ärmel haben…
Über den Wolken
Keine Ahnung wie hoch so ein Ballon fahren kann, aber Helmut heitzte dem Guten jetzt so richtig ein. Ich wartete nur noch bis er die „Superzündis“ auspacken würde *lach*. Wir tauchten in die oberste Wolkendecke, die diesmal doch sehr – na sagen wir es mal nicht anrüchig – etwas feucht daher kam. Als wir dann auch durch Jene durchgestoßen waren, war es einfach unbeschreiblich. Wir waren komplett über den Wolken, über uns nur noch blauer Himmel. Sichtbar war der komplette Alpenkamm, von der Zugspitze bis tief in die Schweizer Alpen.
„Leck mich doch einfach mal fett am A*“
Ich weiss nicht mehr was alles für, mit Kraftausdrücken gespickte, Superlativen von mir und den restlichen Korbinsassen in diesem Moment fielen, aber hätte es der liebe Herrgott gewollt, es hätte ausgereicht um uns (zurecht) unsanft zu Boden gleiten zu lassen.
Was soll ich sagen, man ist da in über 3000m Höhe in einem Korb, der einem gerade mal bis zum Bauch reicht und hat so eine Aussicht. Ganz ehrlich, ich kann es nur schwer in Worte fassen. Die weibliche Fraktion im Korb hatte immer noch ein wenig mit der Höhe und der Angst zu kämpfen, ich wäre am liebsten durch den Korb gerannt vor Aufregung. So musste ich mich eher „sanft“ in die jweiligen Ecken des Korbes kämpfen um ein paar Impressionen einzufangen. Mit Blickrichtung Bodensee sah man den Übergang des Wolkenmeeres zu kleinen Schäfchenwolken. Helmut zeigte in Richtung Norden wo die Wolkendecke bzw. das Wolkenmeer komplett geschlossen war und fragte uns ob wir die Rauchsäule sehen. „Ja“ erwiederten wir und er klärte uns auf.
“Das ist das AKW Gundremmingen”
Ich mein, hey… das AKW war ja nur 150KM Luftlinie entfernt…
Ein Manko bleibt
Während der Fahrt belauschte ich immer mal wieder den Kapitän bei der Arbeit am Funk, was ich echt interessant fand. Nach ein paar Minuten – die einem wie Stunden vorkamen – beschloss Helmut die heisse Luft etwas abzulassen. Wir sanken wieder. Er gab dem Begleitfahrzeug am Boden unsere ungefähre Position durch und wo wir ggf. landen würden. Eine laaaaaaaangsame Landephase sollte beginnen. Ich hatte also genügend Zeit die Welt weiterhin von oben zu betrachten und lehnte mich in luftiger Höhe ein wenig aus dem Korb um ein paar schöne Korb/Luft-Impressionen einzufangen. Hierbei hatte ich leider mein Tele etwas vermisst. Von oben sahen die schneebedeckten Wälder und Landschaften einfach klasse aus, aber mit 9-18mm ist man dafür fast zu weit weg. Aber gut, nicht alles kann immer perfekt sein. Ein Andermal.
Brace, brace! Safety position!
Wir gleiteten sanft in Richtung eines geeigneten Landeplatzes, welchen sich Helmut schon mit seinen Adleraugen aus luftiger Höhe ausgeguckt hatte. Das Begleitfahrzeug am Boden wartete an einem angrenzenden Fahrradweg bereits auf unsere Ankunft. Helmut setzte zum ersten Mal ganz sanft auf der schneebedeckten Weide auf und hob direkt wieder ein wenig ab. Hoochi’s Welt hatte was Ballonlandungen anging, Ihre ganz eigenen Erfahrungen gemacht und aus diesem Grund stand ich etwas „skeptisch“ dem gegenüber. Helmut aber ist einfach ein tollkühner Teufelskerl wie er im Buche steht. Er hat das Baby nicht nur butterweich gelandet, nein sogar punktgenau. Und punktgenau bedeutete in diesem Fall direkt MITTIG AUF dem Fahrradweg neben der Hauptstraße. Einen kurzen Moment lang dachte ich wirklich, wir stehen jeden Moment gleich auf der Hauptstraße.
Es ist noch nicht vorbei
Nach der Landung ist vor der Arbeit. Während die Eindrücke noch im zentralen Hauptspeicher waren und verarbeitet wurden, wurde es handgreiflich. Alle mussten geschlossen und ausnahmslos mithelfen, den Ballon wieder zusammenzupacken. En heiden Arbeit muss ich sagen, aber e smacht pass. Es ist eben nicht nur das Erlebnis ala ankommen – einsteigen – fahren – landen – tschüss. Nein, durch den Auf- und Abbau fühlte es sich einfach viel kompletter an. Ich hatte wirklich Feuer geleckt. Erstaunt war ich vor allem darüber, dass uns der Wind gar nicht so weit getrieben hatte. Luftlinie vielleicht maximal sechs Kilometer, obwohl wir über ne Stunde in der Luft waren.
Taufe ohne Steuerpflicht
Wir fuhren mit dem Ballon im Anhänger zurück nach Eisenharz und kehrten noch zu einer deftigen Mahlzeit im Landgasthof Krone, welchen ich im Übrigen uneingeschränkt empfehlen kann, ein. Dort sollte uns noch die typische Ballontaufe erwarten. Das Schöne daran, man muss dadurch nicht monatlich automatisch einen prozentualen Anteil seines Lohnzettels abdrücken, wie bei manch anderen dubiosen Vereinigung *lach* Nein, man wird sogar geadelt. Zunächst erhält man jedoch noch einmal einen Grundkurs in Naturwissenschaft und deren Vier-Elementen-Lehre. Mit Erde wird man eingerieben, mit Luft wird der Dreck etwas „entfernt“, mit Feuer werden einem die Haare angezunden und mit Sekt ähm Wasser wieder gelöscht. Wie Ihr seht, ich habe aufgepasst. Der “Adel verpflichtet” heisst es ja so schön, darum wird man auch noch über seine Rechte und Pflichten aufgeklärt, welche man ab sofort zu erfüllen hat. Mein Adelstitel lautet im Übrigen wie folgt:
„Zuhkitzkaff Volkaan teer Tonnenauftschaksnieser oot tem Ollei zicken dä Doldendacken“
Habt Ihr soeben nur Kauderwelsch lesen können, seid Ihr wohl bisher noch nie Ballon gefahren. Es verbietet sich als geadelter Ballonfahrer den Titel dem niedrigen Volk zu präsentieren. Ist Euch zudem Eure Zunge lieb, solltet Ihr auch nicht nach meinem Titel fragen, denn Ihr seid es nicht wert diesen in Erfahrung bringen zu dürfen. Wie gesagt, ich habe da so meine Rechte und Pflichten *lach*
Ja, jetzt kommen gleich die Bilder, keine Angst. Als abschließendes Fazit kann ich sagen, es war definitiv nicht meine letzte Ballonfahrt, dafür war es einfach zu schön! Das nächste Mal jedoch schmuggel ich mein Teleobjektiv mit an Bord und nehm den POL-Filter ab. Dieser hat mir leider 80% der Bilder zerstört, aber seht selbst und nun bin ich still!
Fast! Hoochi’s Welt hat natürlich Ihre Eindrücke ebenfalls gesammelt und niedergeschrieben. Nicht nur diesmal, sondern auch Ihre Ballonfahrt im vergangenen Frühjahr 2013. Hier die Links zu den jeweiligen Artikeln:
Einfach nur Klasse !!!
Dankeschön! Es war mir eine Ehre 🙂
Super Bilder und diese Aussicht
Dankeschön, freut mich wenn gefällt