Was ist da los?
Mag sich jetzt sicherlich der Eine oder Andere von Euch fragen. Selber Lightroom- und Photoworkshops geben, aber dann auf Onlinetutorials zurückgreifen? “Aber sicher doch!” würde darauf meine Antwort lauten. Wieso? Na, weil man eben nie auslernt und selbst nie zu 100% alle Funktionen eines Programms kennen oder gar beherrschen wird. Ich verfolge Patrick Ludolph aka Paddy aka neunzehn72.de und seine Arbeiten schon sehr sehr lange, auch wenn seine Arbeiten fernab von meinen Landschafts- und Naturaufnahmen sind. Es gibt einfach auf diesem Planeten Menschen, deren Output man bewundert und die auch sonst einfach sympathisch rüber kommen. Sozusagen einer der “Imperatoren” des eigenen Horizontes. Schon öfter spielte ich mit dem Gedanken ein Tutorial von Ihm zu beziehen, um einfach an meinem Feinschliff zu feilen. In diesem Jahr war es dann endlich soweit. Es war so, als wenn Du im Kaufhaus um die Ware schleichst, mit dem Hintergedanken es dir sowieso zu kaufen. So war ich also im Shop unterwegs und habe mir gefühlt 10x die Beschreibungen durchgelesen und das Teaservideo angesehen, dann klickte ich auf diesen verhängnisvollen Button mit der Aufschrift “PayPal”. Teufelswerk!
Der Paddyflow
In seinem Shop fand sich das Videotutorial “Wie ich mit Lightroom 5 arbeite”, auf das ich nun hier Bezug nehmen werde, wieder. Was mich letztendlich überzeugt hat, dieses Tutorial zu beziehen? Es war Monatsanfang 🙂 Nein, Spass beiseite! Paddy! Naja und auch der Teaser und auch folgender Absatz in seiner Produktbeschreibung:
“…In diesem Videotutorial zeige ich Euch, wie ich mit Lightroom 5 arbeite. Es gibt viele Möglichkeiten Lightroom effizient einzusetzen und ich habe in den letzten Jahren einen gut funktionierenden Weg gefunden. Manche Funktionen verwende ich selbst gar nicht. Die spreche ich gar nicht erst an. Ich erkläre auch nicht jedes Menü und jeden Knopf, das wäre wahrscheinlich viel zu langweilig. Stattdessen lasse ich Euch einfach über meine Schulter schauen, bei meiner Arbeit mit Lightrom…”
Böse Zungen behaupten, der Kerl hätte mir auch einen Bären verkaufen wollen und ich hätte ihn womöglich gekauft. Naja, so ganz stimmt das natürlich nicht, zumal Bären in Bayern sowieso nen sehr schwierigen Stand haben 🙂 Lange Rede, kurzer Sinn: Das was Paddy verspricht, spiegelt in etwa meine Herangehensweise bei meinen Coachings wieder und man erhält so die Chance, dem werten Herrn Ludolph über die Schulter zu schauen. Wie geht er vor, wie ist sein Workflow angelegt, was macht er evtl. anders, wieso sehen manche Dinge bei Ihm so aus, wie sie aussehen.
Der Trainingsplan
Um Euch jetzt mal einen kurzen Überblick zu verschaffen, womit Ihr Eure Gehirnkalorien verbrennen werdet, werde ich euch nun mal die einzelnen Videos auflisten. In 39 (in Worten: NEUNUNDDREISSIG) sehr gut und angenehm vertonten Videosequenzen wird Lightroom somit schön auseinandergenommen und mal mehr, mal weniger detailliert erläutert.
- Vorwort
- Import
- Bibliothek
- Sammlungen
- Stapel und virtuelle Kopien
- Metadaten
- Entwickeln Grundeinstellungen
- Entwickeln Gradationskurve
- Entwickeln HSL Farbe / SW
- Entwickeln Teiltonung
- Entwickeln Schärfen und Rauschreduzierung
- Objektivkorrektur
- Effekte Vignette Korn
- Entwickeln Kameraprofile
- Werkzeuge Freistellen
- Werkzeug Bereichsreparatur
- Werkzeug Verlaufsfilter
- Werkzeug Radialfilter
- Werkzeug Korrekturpinsel
- Presets
- Reset Preset
- Bild 1: Portrait Farbe
- Bild 2: Portrait SW
- Bild 3: NewYork
- Bild 4: Hochzeitspaar Sonnenuntergang
- Bild 5: Fisheye Pärchen
- Bild 6: Piratenhochzeit
- Bild 7: Beautyretusche
- Bild 8: Panorama
- Export
- Kartenmodul
- Buchmodul
- Tethered Shooting und automatischer Import
- RAW sieht nach Import flau aus Problem
- Veröffentlichungsdienste
- Datenaustausch zwischen Rechnern
- Voreinstellungen
- Verlustbehaftete DNG Kompression
Puh, ganz schön lange Liste! Stimmt, aber somit wird grundsätzlich jeder von Euch was finden, was ihn interessiert. Trotz der Fülle, leidet während des Tutorials in keinerlei Hinsicht die Qualität darunter. Der Paddy ist einfach ne Maschine :-). Und das ist genau das positive an diesem Tutorial. Ich hab mir es einmal komplett in einem Guss angesehen, ohne Lightroom nebenbei geöffnet zu haben. Quasi mich einfach von Paddy audiovisuell belehren lassen. Dabei habe ich mir immer wieder ein paar Notizen gemacht und die Clips pausiert. Letztendlich konnte ich so meine favorisierten “must-see-again” Bereiche schnell ausfindig machen und priorisieren. Ich werde jetzt einen Teufel daran setzen, Euch jede Videoabschnitt im Detail zu erläutern. Was ich Euch aber sagen kann, ich konnte jede Menge KnowHow – in bester Dysonmanier – aufsaugen und dazu lernen! Deshalb möchte ich nun mal ein paar Aspekte hervorherben.
Er ist Er
Zunächst sei gesagt, Paddy ist ganz sich selbst in diesem Tutorial geblieben. Gut, ich kenne Ihn jetzt nicht privat. Leute die aber seinen Blog verfolgen und auch das ein oder andere Video kennen, merken hier sofort: Gut, der Junge verstellt sich nicht extra dafür. Sehr schön! Das komplette Tutorial ist recht locker gehalten wie ich finde. Paddy versucht das Ganze nicht wissenschaftlich und trocken aufzuarbeiten, sondern bringt alles in einer sehr angenehmen Art und Weise dem Betrachter/Zuhörer näher. Dabei geht es aber immer um die Sache, sprich er schweift nicht – wie ich das gerne fabriziere 🙂 – unnötig aus und belagert einen mit sinnlosem Schi Schi. Einen Dr. Prof. Patrik Ludolph hätte ich mir jetzt auch gar nicht vorstellen können.
Der König des Chaos oder: Einfach nur ein Ludolph
Eingangs hab ich erwähnt, dass ich nicht gerade zu den “oberen 10.000” gehöre, was die Katalogisierung und Ordnung der Bilder in Lightroom betrifft. Paddy hat mich tatsächlich mit diesem Tutorial aus der dunklen Seite der Macht hervor geholt. Chapeau! Seine Vorgehensweise, wie er Bilder aussortiert, katalogisiert und ordnet sprach mich extrem an. Zugegeben, am Anfang ist es eine Umstellung und man verplempert viel Zeit damit, ABER es hat sich bei mir absolut gelohnt! Allein schon, weil ich jetzt bei der Postproduction nur die Bilder vor mir sehe, die ich letztendlich bearbeiten möchte. Zuvor hab ich viel Zeit damit verbraten, Fünf aus Zehn Sonnenuntergänge zu bearbeiten um nur einen Output zu erhalten. Mittlerweile bearbeite ich nur noch den EINEN aus Zehn. Wieso? Weil ich vorher schon den Sieb angesetzt habe. Ich die von Ihm erklärten Funktionen fast 1:1 übernommen, allerdings auf meine Workflow ein wenig angepasst und modifiziert. Und genau so muss das auch sein! Es geht nicht darum, Paddy zu kopieren, sondern was zu erlernen und dies auf seinen eigenen Workflow anzuwenden. In dem Bereich war bei mir der größte Bedarf vorhanden und allein für diesen Part hat sich das Tutorial schon ausgezahlt. “Brav!”
Der J.J.Abrams der Tastatur
Wer kennt das Zitat nicht? “Lens flare, we need more lens flare!” Etwas abgewandelt macht Paddy gleich zu Beginn klar: Ohne Shortcuts werdet Ihr untergehen, auch wenn kein Eisberg in Sicht ist. Seine gedrückten Tastenkombinationen werden “Blindengerecht” in den Videos dargestellt. Damit habe selbst ich, mit meinen Backsteingläsern vor den Augen, die Tasten ohne größere Probleme entziffern und somit sauber notieren können. Das ist auch das Stichwort: “N-O-T-I-E-R-E-N”. Schreibt Euch am Besten die Shortcuts mit. Wieso? Lerneffekt! Haben wir es nicht alle mal gelernt? Hören, sehen, wiederholen und anwenden bringt mehr, als es einfach nur zu sehen und zu denken “ja, weiss ich dann schon noch später!”. Paddy verwendet überwiegend Tastaturshortcuts und fliegt damit fast so geschmeidig durch Lightroom, wie einst der junge Skywalker durch den Graben des Todessterns. Gerade als neues Mitglied der Apfelweinsekte aus Cupertino, war das sehr hilfreich. Schließlich haben sich über die Jahre nur ein paar Shortcuts der Redmonder Kollegen in mein Hirn gebrannt. Auch sonst gilt, macht euch Notizen. Ihr werdet reichlich Input während des Tutorials bekommen. Es ist später deutlich angenehmer zu wissen, in welchem Video was in etwa vorgekommen ist, oder Euch wird gar schon ein Blick auf die Notizen reichen.
Beispiel über die Wichtigkeit der Shortcuts? Gerne. Mein Auswahl- und Katalogisierungskills, waren vor diesem Tutorial auf – sagen wir mal nicht herablassend gemeint – Baumschulniveau. Es herrschte mehr Chaos, als bei einer Großfamilie mit 8 Kindern und der Weg bis zu dem einen fertigen Bild, war teilweise noch zäher als der BumBum-Eis-Kaugummistiel nach 5 Minuten. Mit Hilfe des Tutorials benötige ich nun nur noch wenige Klicks, verwende ein Magazin voll Shortcuts und der Workflow läuft an dieser Stelle schon deutlich geschmeidiger als zuvor. Die klickbaren Bedienelemente, die ich zuvor verwendet habe, kann ich nun per Shortcut bedienen und die Bilder somit fast im Fullscreen betrachten, vergleichen und somit auswerten. Auch im Entwicklungsbereich konnte ich über diesen Weg einiges an meiner Performance optimieren. Ich brauch den Pinsel? Kein Problem! Habe ich vor dem Tutorial immer wieder auf den Pinsel geklickt, bin ich mittlerweile schon im Einstellungspanel des Pinsels, da hat mein Auge gerade den dafür vorgesehenen Bereich in der Seitenleiste fokusiert. Verwendet Ihr Lightroom oft, werdet Ihr sehr schnell die Zeitersparnis merken. Positiver Nebeneffekt: Euer Partner wird überrascht sein, nicht mehr so oft den Satz
“Ja Schatz, ich komm auch gleich schlafen. Nur noch das eine Bild”
zu hören. Wobei… jetzt schaffe ich ein paar Bilder mehr in der Zeit 🙂
Der alte Wasserkocher
“Nanu? Er wird doch nicht? Tatsächlich!”
Mit diesen Gedanken kommen wir nun mal zur Handbremse. Zeit für eine fast vernichtende Kritik. Trotz aller Euphorie, nicht alle 39 Teile habe ich mir mehr als 1x angesehen. Aber warum? Keine Angst, es wird halb so dramatisch. Wieso? Weil es jeden von Euch betreffen wird, außer evtl. den totalen Lightroomneuling. So war für mich der Entwicklungsbereich und teilweise auch die Bilderretuschen weniger Aufschlussreich. Das lag nicht wirklich an Paddy, sondern vielmehr daran, dass ich eben dort die meisten Erfahrungen aufzuweißen habe.
Prozentual gesehen, habe ich hier mit Abstand am wenigsten gelernt. Ein paar Shortcuts hier, ein paar erweiterte Reglerkenntnisse dort. Zumal Paddy auch gern während des Tutorials auf sogenannte Presets zurückgreift. Nicht schlimm, weil 1. ich es auch mache, um einfach schon mal en Fundament zu haben was Stil und Art des Bildes angeht und 2. die Presets auch Bestandteil des Tutorials sind und sie sich so gut in das Tutorial einfügen. Letztendlich gab es mir aber die Gewissheit, auch Herr Ludolph kocht nur mit Wasser. Vielmehr fällt Ihr der Aspekt ins Gewicht, den ich auch in meinen Coachings immer predige.
“Ich kann Euch vieles zeigen, ein Stil müsst Ihr aber selbst finden und perfektionieren. Nur weil ich mit einem Hammer umgehen kann, macht mich das noch lange nicht zum Schmid. Ihr müsst eine gewisse Kreativität selbst entwickeln und das fängt schon bei der Motivwahl und der Vorstellung, was daraus mal werden könnte, an.”.
Trotzdem sind die Polkappen jetzt nicht vollständig wegen diesem (Kritik)punkt geschmolzen und sicherlich werden viele von Euch auch in diesem Tutorialbereich einiges erlernen können. Mein größter Lernfaktor war somit an dem ganzen “Drumherum”, während Euer größter Lernfaktor evtl. beim Entwickeln sein könnte.
Fazit, conclusion, schicht im Schacht
Wie Eingangs erwähnt, ich bin nicht auf jedes einzelne Tutorialdetail/Kapitel eingegangen. Das dürft Ihr dann gerne selber und Hautnah erfahren 🙂 Partick Ludolph versteht es auf jedenfall in diesem Tutorial seinen Workflow einem nahe zu bringen und in die Welt von Lightroom gekonnt einzuführen. Was man daraus macht, liegt dann bei jedem selbst. Kreativität und die eigenen Vorstellungskraft, kann man schließlich nicht mit ein paar Videosequenzen erlernen. Da muss jeder am Ende selbst am Ball bleiben und den Umgang mit den richtigen Werkzeugen für dieses Unterfangen, bietet eben genau dieses Tutorial. Wie erwähnt, wurden einige Videos von mir in einigen Bereichen verschlungen, in anderen Bereichen – in denen ich aber im Vorfeld schon viel Erfahrung hatte – eher übersprungen. Ich für meinen Teil bin mit der Investition absolut zufrieden. Ich konnte dadurch einiges an meinem bisherigen Workflow in Lightroom optimieren, konnte mich schnell mit den Apfelshortcuts anfreunden und habe auch in den für mich weniger interessanten Bereichen noch ein paar neue Kniffe erlernt. Somit hat sich der Zweck für mich mehr als nur erfüllt.
Was ich an diesem Tutorial besonders schätzte, ist die erwähnte Natürlichkeit. Es wirkte nicht wie ein typisches Schulungsvideo wie man evtl. aus YouTube kennt, sondern als würde der Herr tatsächlich neben einem Sitzen und den Dialog mit Dir direkt führen. So zumindest meine Wahrnehmung. Somit wird das Tutorial nie fad oder anstrengend, sondern man hat viel Spass ihm zuzuhören. Bei den Bildentwicklungen hatte ich ein wenig andere Vorstellungen, dort hätte ich mir doch noch ein wenig mehr “Tiefgang” gewünscht. Aber gut, das ist nur mein persönlicher Wunsch und Jaque Cousteau war Franzose und eben kein Hamburger :-). Vielleicht hätte dafür aber dann auch das Tutorial “Wie entwickle ich in Lightroom 5” heissen müssen und sich allein nur darauf konzentrieren sollen. Von daher ging das vollkommen in Ordnung. Würde ich eine Kaufempfehlung aussprechen?
“JA!”
Würde ich es wieder kaufen?
“JA”
Wurden meine Erwartungen komplett erfüllt?
“Jain”
die Gründe sind bekannt.
Egal ob Du absoluter Neuling in Lightroom bist, oder eben schon ein wenig mehr Erfahrungen darin hast, man lernt nie aus und auch hier wirst Du dir noch einiges anlernen können. An dieser Stelle sag ich mal DANKE! für dieses tolle Tutorial! Ich hatte viel Spass damit und werde es sicherlich auch in Zukunft immer mal wieder – an gewissen Stellen – heranziehen. Mir hat es 100x mehr gebracht, als ein flaues, theoretisches und trockenes Lightroom-Buch.
Links:
Blog neunzehn72.de
Shop neunzehn72.de
Tutorial “Wie ich mit Lightroom 5 arbeite” neunzehn72.de
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