Clootie Well – Die schwarze Insel und der Lumpenwald

Scary Scotland

Nachdem wir unser Zelt bei den Lachsen am Falls of Shin abgebrochen hatten, ging es für uns auf die Black Isle, zur Sichtung einiger Bohrinseln und zum Wald des Verderbens. Die Black Isle ist, anders als der Name vielleicht erwarten lässt, dabei keine Insel. Nein. Es ist lediglich ein Gebiet bzw. eine Landzunge in den östlichen Highlands.

Link zur Google-Maps-Karte

Alness, die Rigs und das unverhoffte Fyrish Monument

Eigentlich wollten wir uns zu Beginn noch das “Castle Skibo” in der Nähe der Fall of Shins am Loch Ospisdale ansehen. Eigentlich. Ich hatte am Tag zuvor etwas darüber im Reiseführer gelesen und gedacht das wäre noch etwas. “Gedacht”, darin lag bereits der Fehler. Wir fanden es nicht und waren dem Castle im Nachgang doch so nah. Ein Wegweiser gab es dort definitiv nicht. Trotz den Umständen habe ich “Skibo” in der Karte vermerkt. Damit wir oder ihr beim nächsten Anlauf nicht wieder vorbei skippern. Wortwitz.
Wir starteten somit direkt nach Alness durch und bestatteten dem Cromarty Firth (See) einen Besuch ab. Schließlich mussten wir über die Cromarty Bridge um zur Black Isle zu gelangen. Kurz vor Alness musste ich zunächst allerdings noch kurz ein wenig Sprit nachfüllen. 1.000 KM waren schon wieder seit der letzten Tankfüllung vergangen.

Oh! Schau mal da oben!

Auf dem Berg gegenüber der Tankstelle klaffte das Fyrish Monument. Direkt vor unserer Nase! Unerwartet.

Der Weg zum Fyrish Monument ist beschwerlich und zieht sich enorm. Von der Tankstelle aus sah es gar nicht danach aus. Leider führt der Weg nicht “straigth forward”, also direkt zum Monument, sondern nur über eine laaaaaa-aaaaa-ange Schleife. Man sollte schon 4-5Std. mit Hin- und Rückweg einplanen! Das Denkmal selbst wurde im 18. Jahrhundert errichtet um Arbeitsplätze während einer anhaltenden Hungersnot zu schaffen.

Das Monument hatte ich zuvor eigentlich als Ziel ausgeschrieben. Auch wegen der Fernsicht wegen. Im Laufe der Reise habe ich es allerdings – aus genannten Gründen – von der Liste gestrichen. Aus dem Auge aus dem Sinn, weshalb ich so überrascht war es doch noch zu sehen. Das wir es überhaupt sahen, haben wir einem Wunderwerk der Evolution zu verdanken. Der Urinblase. Danke Blase! Zur Belohnung gab es ein Bild von unten.
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Nachdem der Wagen wieder vollgetankt und unsere Tanks entleert waren, ging es weiter direkt in die Stadt. Wir parkten am Ufer und liefen ein paar Schritte zu Fuss. Das Highlight sind die im Cromarty Firth gelagerten Rigs (Bohrinseln). Keine Angst, hier wird nicht etwa nach Öl gebohrt. Die durchaus imposanten Gebilde werden lediglich zur Zierde Wartung hier “gelagert”.
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Es ist schon ein seltsamer Anblick irgendwie. Passte zum Tag. Also das mit den seltsamen Anblicken.
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Alness ist vor allem wegen den bekannten Whisky-Brennereien namens Dalmore und Teaninich bekannt. Erstgenannten findet man häufig auch bei uns auf den Whisky-Karten *hicks* Wir haben da jetzt auch ne Flasche davon zu Hause *hicks*.

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Genug gerastet. Nach dem Aufenthalt ging es für uns über die Cromarty Bridge auf die Black Isle zum besagten Clootie Well. 

Wald der tausend Leichen. Oder so.

Der Clootie Well. Eigentlich nur ein Stückchen Wald. Ein besonderes Stückchen mit einem bestimmten Flair und einer gewissen Atmosphäre. Einer sehr gewissen Atmosphäre.
Vorweg sei gesagt: Nein, hier haust kein Massenmörder, es wurden dort keine Kinder umgebracht und die Flodders wohnen bekanntlich in den Niederlanden.

Wir sind vorbei gerauscht!Cornel Sandfurz & Hoochi

Der Clootie Well ist nicht wirklich angeschrieben. Ja, auch ich bin vorbei gerauscht. Wenn man den Wald passiert hat und in dem Kaff Monulochy landet, ist man schon vorbei. Der Parkplatz am Clootie ist auch relativ klein. Also lieber am Morgen oder Abends dort hin. Wobei… eher Morgens. Abends wollt Ihr dort nicht sein *lach*

Wie dem auch sei. Jetzt wird es echt Bizarr. Richtig Bizarr!

Ach du Scheisse!

Ich weiss auch nicht wie ich das Ganze beschreiben soll. So wie mir ergeht es wohl den meisten. Ich steig einfach mal ein. Seht selbst. Die Erklärung gibt’s am Ende. Lasst die Bilder auf Euch wirken.
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Kein Scheiss, der Ort ist wirklich krass. Ich hatte selten ein komisches Bauchgefühl als an diesem Ort. Faszination mischte sich mit Kacka in der Hose. Jeder Windstoss, der die Blätter zum Rascheln und die Klamotten in Bewegung brachte, war ein kleiner Unsicherheitsfaktor.
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Glaub ich hatte nach 32 Jahren zum ersten Mal den Ort gefunden, an dem ich Nachts nicht sein möchte.
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Ich kann es nicht beschreiben. Der Ort war faszinierend aber zugleich sowas von bedrückend und skurril.
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So. Genug gesehen. Jetzt mal Tacheles. Was ist das für ein Ort? Nunja. Es ist eigentlich ein sehr ritueller Ort und hat weniger mit Tod und Verderben sondern vielmehr mit Leben und Gesundheit zu tun.
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Das Übel aller. Die Quelle. Die aufgehängten Gegenstände erstreckten sich rund um diese kleine Pissquelle. Es handelt sich dabei um ein keltisches Ritual der Heilung, welches ich mal versuche zu erklären.

  1. Wählt weise
    Wählt ein Kleidungsstück, welches auf die zu heilende Krankheit/Person passt, z.B. ein Socken bei Fußschmerzen
  2. Feucht machen
    Taucht das gewählte Item in die Quelle. Ok, macht es einfach nur feucht. Zum eintauchen gibt’s da zu wenig Quellwasser
  3. Huldigung
    Lauft 3 x im Kreis um die Quelle und sprecht dabei ein Gebet. Gott verdammt, vergesst ja das Gebet nicht!
  4. Inkarnation
    Hängt das Kleidungsstück an einem Baum um die Quelle
  5. Der Schamane
    Nachdem es 4 Monate später dann doch nichts gebracht hat, kontaktiert einen Arzt
  6. Die Heilung
    Ihr seid geheilt. Habt vielleicht ein Bein weniger, aber Ihr seid geheilt. Irgendwie.

Die letzten Beiden waren natürlich ein Scherz. Eh klar. Der Rest sollte passen. Wie man aber sieht, ist es mittlerweile nicht mehr so ganz klar, ob der Brauch immer 1:1 interpretiert und umgesetzt wird. Ich zumindest bringe eine augen- und seelenfressende Spinne zumindest nicht mit dem Begriff “Heilung” in Zusammenhang *lach*.
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Wie gesagt. Das Gebiet ist schon krass und löst bei jedem Besucher wohl unterschiedliche Gefühle aus. Ich könnte mir maximal noch vorstellen dort bei Nebel zu sein. In der Nacht? No Way!
Für uns ging es nun zurück in die Zivilisation. Menschen. Leben. Nach knapp 3 Wochen sahen wir zum ersten Mal wieder mehr als nur eine handvoll Menschen. Wir lesen uns somit auf der Suche nach “Nessi” wieder. Dem vorletzten Artikel dieser Reise. Das Ende Naht also. Zum Glück. Wie auch immer. *oh nein*
 
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3 comments

  1. Interessanter Blog.
    Ich war gerade vor wenigen Wochen beim Fyrish Monument. Vor ein paar Jahren bin ich mal von Deutschland über Inverness, den Caledonian Canal,Tobermory, Norwegen wieder nach Hause gesegelt. Weil die Zeit knapp war haben wir nicht jeden Hafen angelaufen, so gab es das Projekt (auf mehrere Jahre verteilt), alle die Orte von Land aus zu sehen, deren wasserseitige Ansicht ich kenne. Den Aufstieg zum Fyrish Monument fand ich mit 45 Minuten annehmbar – weil durch tolle Aussicht gut belohnt. Sehr schön im Winter: man hat Chance, mal ein paar Momente alleine dort zu sein.
    Nach meiner Kenntnis sind die Oil Riggs im Cormarty Firth nicht zur Wartung dort – sondern sie warten dort. Auf die Verschrottung. Da ist ein vollkommen neuer Wirtschaftszweig entstanden.
    Cromarty ist im Winter auch fein und es gibt einen “spooky” Ort dort – the Sutors of Cromarty bzw “South Sutor Stacks” – kommt allerdings nicht ganz an Clootie Well heran 😉

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