Hyper Hyper
Nachdem also das Tohuwabohu rund um die partielle Sonnenfinsternis im März 2015 wieder abgeklungen ist, unsere Stromnetze gehalten haben, sich die Erde immer noch im Kreis dreht und wir alle noch atmen, nehme ich den “Spaten des Verderbens” erneut in meine babyzarten Händchen und grabe die Geschichte erneut aus.
Es ist ja nicht so, dass eine Sonnenfinsternis plötzlich und unerwartet passiert. Im Gegenteil, sämtliche Sonnenfinsternisse sind errechenbar und selbst im WWW kann man alle Termine bis zu den Urenkeln unserer Urenkel einsehen. Egal. Meine Vorbereitungen zur Sonnenfinsternis begannen schon einige Wochen vor dem 20.03.2015, als der Hypetrain noch nicht auf Gleis 9 3/4 einfuhr.
Wohin denn? – Phase Grün
Zunächst stellte ich mir die Frage, wohin es denn für mich gehen sollte. Ein Platz, um die ganze Sause zu erleben und abzulichten. Nur so viel sei gesagt, selbst 24 Std. vor Beginn der SoFi war ich mir noch unsicher diesbezüglich. Half aber alles nichts, der “Point of no return” war bereits überschritten, der Hypetrain schob mich unaufahltsam vor sich her, der rote Superzündi war erreicht und mein Hoverboard hatte ich sowieso nicht zur Hand *lach*. Aber wo ging es denn nun hin? Mit diversen Softwarehilfsmittelchen ging ich bereits 3 Wochen vor dem Ereignis so ziemlich jede Location durch, die mir eingefallen war. Am Ende lagen der Tauernberg mit Blick auf den Tiroler Fjord (Plansee) und der Eibsee in der engeren Auswahl. Am Ende machte das Rennen der Eibsee, da ich aufgrund der Schneebedingungen keine Erstbegehung – für mich – des Tauernbergs riskieren wollte. Nachts wohlgemerkt. Somit stand der Eibsee, mit seinem wunderschönen Zugspitzpanorama, also fest.
So zumindest die Theorie. Da ich aber die Dinge ungern dem Zufall überlassen wollte und so eine SoFi nicht jedes Wochenende um die Ecke kommt, bin ich bereits eine Woche zuvor an den Eibsee gefahren. Locationbesichtigung. Paar Bildchen knipsen um zu sehen wie das Motiv so kommt. Einen geeigneten Standpunkt finden. Wissen wo, wann und wie die Sonne aufgeht und wie deren Verlauf ist. Was man halt eben so treibt.
Ergebnisse:
Folie, wir brauchen Folie! – Phase Gelb pt. I
Der Fotospot war nach Wochen der Überlegung also fixiert und es blieb noch genügend Zeit für die restlichen Vorbereitungen. Nach kurzer Rücksprache mit dem technisch versierten Kollegen von TiKaFo.de, bestellte ich noch meine Sonnenschutzfolie und eine SoFi-Brille. Noch weit vor dem großen Ansturm, der wenig später wie ein Orkan über die Medienwelt hinwegfegen sollte.
Drei Tage vor dem Tag der Abrechnung, bastelte ich also – in mühsamer Kleinarbeit – die Steckfilter für meine Objektive. Fazit: Ein zerstörter Zirkel, ein unbrauchbarer Jahreskalender, ein verpasstes ausscheiden der gelben Dortmunder Bienchen aus der UEFA Champions League. Wie man sieht, ein voller Erfolg.
Wie nehme ich auf? – Phase Gelb pt. II
Jetzt konnte also die letzte Stufe bestiegen werden. Die Technikfrage. Wie würde ich aufnehmen? Halbformat, Vollformat oder gar Überformat? Fragen über Fragen. Ich hab mich für das Überformat “mFT” entschieden und somit für meine Olympus OM-D E-M5 und einer Panasonic Lumix GH3. Meine E-M5 bestückte ich mit einem Ultraweitwinkel, um später das Landschaftspanorama und den Sonnenverlauf einzufangen. Die GH3 hingegen sollte für die Detailaufnahmen mit meinem Tele sorgen. Die Nahaufnahmen wollte ich dann später in der Nachbearbeitung in das Landschaftspanorama einfügen. Damit die Aufnahmen dem tatsächlichen Verlauf entsprechen, nahm ich die Weitwinkelaufnahme als Referenz. Somit würden im Endergebnis die Sonnenstände passen. Ihr dürft mich somit auch “Fuchs” nennen – Danke.
Herr Ober! Die Rechnung bitte! – Phase Rot
Somit war alles angerichtet. Die Wetterstationen vermeldeten gute Bedingungen und der Hauptgang konnte folgen. Kurzum – der Adler war im Anflug und die Ampel stand auf Grün. Paar Stunden zuvor kamen mir zwar noch kurze Locationzweifel, aber es half ja nichts. Erst um 23:30 Uhr ins Bett gekommen, klingelte bereits um 3:30 Uhr wieder mein Wecker. Im Bad noch schnell die Augenlider nach oben getackert, ging es dann los in Richtung Zugspitze und Eibsee. War ich die Woche zuvor noch auf weiter Flur alleine am Parkplatz der Seilbahn gestanden, versammelten sich an diesem Tag schon die ersten (Hobby)Astronomen. Anstehen für die Bergbahn stand auf deren Plan, um sich die besten Plätze zu sichern auf der Zugspitze zu sichern.
Mich interessierte das natürlich herzlichst wenig, da ich mein Ziel anderweitig suchte. Spontan entschied ich mich dazu, nicht die selbe Stelle wie in der Woche zuvor zu besuchen, sondern ein Stück weiter zu gehen. Perfekt! Nachdem ich alles aufgebaut hatte, standen die Zeichen zunächst auf Frühstück. Wenig später ging es auch schon los. Sonnenaufgangsstimmung! Zeit für das Panorama. Nachdem die Landschaftsaufnahme im Kasten war, richtete ich das Weitwinkel aus, stellte Triggertrap ein und überlies die OM-D ihrem Schicksal.
Von da an hieß es warten… und warten… warten auf den Erstkontakt. Immer mal wieder habe ich mit dem Tele ein paar Detailaufnahmen erstellt, während die Sonne sich am Zugspitzmassiv entlang nach oben schraubte.
Irgendwann war es dann soweit. Ca. 9:30 Uhr MEZ, 2015 n. Chr.d.E. – Erstkontakt! Helle Aufregung. Die Olympus lief noch. Speicherkarte und Akku waren im grünen Bereich. Das Tele ausgerichtet. Im Abstand von ner Minute schoss ich ständig Belichtungsreihen. Ich war mir bei den Testaufnahmen zuvor nicht sicher, welche Einstellung mir persönlich später am Rechner mehr gefällen würde. Eher mit etwas “Glow” oder die Belichtung, auf der man sogar die Sonnenflecken erkennen könne.
Schritt für Schritt schob sich nun der Mond vor die Sonne. Gegen 10:45 Uhr war dann der partielle Höhepunkt erreicht. Der Himmel zeigte sein sonniges Lächeln. Nach 3 Std. Schlaf in der Nacht hätte ich nun am Liebsten alles zusammengepackt und wäre zurück in die Heimat aufgebrochen. Müdigkeit machte sich allmählich breit und ich hatte noch knapp 1,5 Std. Fahrt vor mir. Egal, da musste ich nun durch und nahm noch bis kurz nach 12:00 Uhr den restlichen Verlauf der Sonne auf.
Am Ende kam ich dann doch irgendwann am frühen Nachmittag zu Hause an und konnte mir die ersten Ergebnisse ansehen. Ich denke die Ausbeute ist ganz okay, wenn auch nicht sensationell. Für meine “Wall-of-Crap” zu Hause reichts aber allemal.
Lustiger, und vor allem sehr anschaulich beschriebener Artikel, danke dafür! Ich finds geil was da im Endeffekt rausgekommen ist. Viel anders als die üblichen Sonnenfinsternis Bilder. Danke!
Gruß
Markus
Sehr gerne 🙂 Freut mich wenns gefällt und es evtl. auch ein wenig anders als das Gesehene ist.