Rettenberg – Gewitterstürme

Don’t feed the summer!

Zur Hölle nochmal! Was war das denn bitte zu Beginn des Juli für eine Hitze gewesen?! Die Vorstufe zur Hölle kann ich mir kaum wärmer vorstellen. Irgendwann jedoch findet (zum Glück) auch die größte Hitzewelle ihr jähes Ende und dieses Mal hätte es schöner nicht sein können. Vorbei war es mit irgendwelchen klaren Sonnenuntergängen und schwitzigen Feierabenden. Wolken, Gewitter, Natur, LEBEN! Es waren an jenem Abend gebietsweise “schwere” Unwetter mit orkanartigen Sturmböen vorhergesagt. Somit perfekte äußere Bedingungen, um endlich wieder nach der Arbeit die Kamera in die Hand zu nehmen und um ein paar mal den Auslöser zu betätigen.
Da ich mich selbst natürlich nur ein stückweit als lebensmüde bezeichnen würde, suchte ich spontan nach einen Spot mit einem Dach über meinem Kopf. Meine Wahl fiel dabei auf den Pavillon, der hoch über der Gemeinde Rettenberg im Oberallgäu thront. Auf die Gebhardshöhe, um genau zu sein. Von dort aus sollte ich einen schönen Blick auf die Alpen und die Talschneiße von Sonthofen nach Oberstdorf haben. Ob dieser Plan in seiner Gänze aufgehen sollte? Lest selbst.

Zur richtigen Zeit am richtigen Ort

Als ich den Pavillon gegen 19:00 Uhr Ortszeit erreichte, sah man schon die ersten Vorboten über den Allgäuer Alpenkamm hereinbrechen. Da aber noch etwas Zeit sein sollte, experimentierte ich zunächst noch ein wenig mit den Einstellungen der neuen Kamera, u.a. enstanden so meine ersten HiRes-Aufnahmen. Die Ergebnisse davon gibt es aber in einem gesonderten Artikel. Vielleicht *lach*.
Ein paar Minuten später, war der Himmel nun völlig bedeckt und man sah über den Gipfeln schon die Schlechtwetterfront aufziehen. Wie wir mit unserem unterallgäuer Kauderwelsch sagen würden:

Do ischs kohlrabaschwarz komma!

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Es sollte also tatsächlich das eintreten, was die Wetterdaten im Vorfeld durch die Glasfaserstränge dieser Welt bereits zwitscherten! Wie es der Zufall jedoch wollte, passierte dem “Himmelpapa” noch ein kleines Missgeschick. Im Eifer des Gefechts riss er zunächst ein Loch in die Wolkendecke, durch das noch ein paar letzte Sonnenstrahlen ins Tal flüchten konnten. Herrlich! Was für eine Stimmung, was für ein Moment! In solchen Augenblicken weiss man, warum man gerne draussen ist. Egal was man am Ende des Tages für Bilder mit nach Hause bringt, man genießt solche Momente einfach für sich persönlich.

Kurz darauf war aber dann auch schon Schluss mit lustig! Das Licht wurde gedimmt, der Vorhang öffnete sich und im Saal kehrte Ruhe ein. Die Götter Aoilos und Zeus betraten die Bühne. Der erste Blitz signalisierte mir schnell, ich sollte mich nun lieber in den Pavillon begeben.

Exkurs Live-Comp die Zweite – Licht und Schatten

Natürlich habe ich – wie eine Woche zuvor schon Nachts auf dem Hauchenberg – mich am Live-Composite-Modus versucht. Wie damals ebenfalls erwähnt, muss man sich eben mit all den neuen Funktionen erst mal vertraut machen und deren Machbarkeit auf die Probe stellen.
Ich stellte also zunächst die Belichtung so ein, dass ein homogen belichtetes Bild enstehen sollte und lies die Kamera laufen. So lange es nicht blitzte, spielten dabei die sich schnell bewegenden Wolken auch keine größere Rolle. Der Vorteil hierbei: Ich musste nicht den richtigen Moment des Blitzes abpassen. Dabei war es mir völlig egal, ob der Blitz nach 8 oder erst nach 30 Sekunden “zünden” sollte. Ich nenne die Funktion jetzt schon das “Drei-Wetter-Taft” von Olympus *lach*.
Nachdem das Alles soweit funktionierte, kam mir die glorreiche Idee es mit mehreren Blitzen zu versuchen. Genau hier wurden mir jedoch die Grenzen dieser Funktion aufgezeigt. Zumindest wenn es um solche Aufnahmen, bei solchen Verhältnissen gehen sollte. Da die Wolkenstruktur natürlich mit jedem Blitzschlag erhellt werden, nimmt die Kamera somit ständig die erscheinende Wolkenstruktur auf. Grundsätzlich würde da kein Problem entstehen, wenn die Zeit zwischen den Blitzen nur lang genug wäre. Leider meinte es der gute alte Zeus an diesem Abend zu gut mit mir und feuerte ein Pyrofeuerwerk der Extraklasse ab. Die Zeitabstände waren dadurch zu gering, was zur Folge hatte, dass die Wolkenstruktur “dupliziert” wirkte. Quasi so, als hätte der Wolkenarchitekt mal kurzfristig den Praktikanten mit dem Kopierstempelwerkzeug rangelassen.
Das ist definitiv nicht schön und erfordert ein wenig ungewollte Nachbearbeitung zu Hause. Sind die Blitze vom Abstand und zeitlich gesehen jedoch weit genug Auseinander, klappt auch die Aufnahmen von mehreren Blitzen. Natürlich muss man dabei immer berücksichtigen, wie schnell die Wolken sich am Himmel bewegen.

Die Tücken der Technik. Hier sieht man schön was passiert, wenn die Blitze die Wolkenstrukturen mehrmals nacheinander erhellen
Die Tücken der Technik. Hier sieht man schön, was im Live-Composite Modus passiert, wenn die Wolkenstrukturen mehrmals nacheinander von den Blitzen erhellt werden. Alles, nur nicht schön!


Positiv hingegen ist der Belichtungsalgorythmus der Software. Mit den eignestellten Parametern, hätten einige Blitze definitiv überbelichtet sein MÜSSEN. Waren sie aber jedoch nicht! Da die Kamera in diesem Modus automatisch die zu hellen Pixel – vor dessen ausbrechen – nicht mehr weiterbelichtet. So wie es aussieht, funktioniert das auch bei kurzen Blitzen! Somit sah ich am Ende, bei JEDEM entstandenen Blitzbild an diesem Abend, einen schönen Strahl. Ich bin natürlich kein Physiker oder habe das tiefe technische Verständnis dafür, aber ich habe in der Vergangenheit öfter schon Blitze abgelichtet und kann deshalb gut beurteilen, wann der Blitz für die Parameter zu hell gewesen wäre.

Auf dem “Bubba Gump Shrimp” Kutter

Aber genug des technischen “Blablas”, welches mit der Zeit auch wieder weniger werden wird. Versprochen! Is halt nun mal so, wenn man ein neues Spielzeug hat *lach*. Nun stand ich also da, schoss meine Blitzaufnahmen und das Unwetter bewegte sich zunehmend in meine Richtung. Irgendwann fing ein orkanartiger Wind an mir ins Gesicht zu peitschen. In diesem Moment entschied ich meinen Rucksack an den Stativhaken zu hängen. Eine gute Entscheidung!
Das Gewitter, der Wind, die einsetzenden Regentropfen. Ich fühlte mich wie einst “Lt. Dan” in dem Film “Forrest Gump”, als er auf hoher See am oberen Ende des Shrimpkutters saß. Ja, rief sogar die selben Worte wie er in den Himmel *lach*. Selbstgespräche und so… ihr wisst Bescheid *lach*.


Als der Regen heftiger wurde, konnte ich gerade noch zwei Aufnahmen erstellen. Danach half selbst das beschwerte Stativ nichts mehr und es kippte mir entgegen! Nur mal so am Rande, damit ihr ein Gefühl bekommt, wie der Sturm plötzlich losgelegt hat. Ich umklammerte meine Kamera und legte mich unter die Sitzbank im Pavillon. Wieso? Weil es aufgrund des Windes nichts brachte, sich nur in den Pavillon zu setzen. Der Wind peitschte dermaßen die Regentropfen umher, dass ich selbst – auf dem Boden sitzend in der Mitte – die volle Breitseite abbekam. Unter der Bank war es zumindest trocken und ich war dort auch zusätzlich gegen Hagel geschützt. Nur für den Fall, dass dieser doch kommen sollte. Auf einen “Hagelkornabschuss” in gefühlter Orkangeschwindigkeit, hatte ich nämlich nicht wirklich Lust!

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Krabbelt da was?!

Immer wenn der Wind kurz abflachte um sich eine kurze Auszeit zu gönnen, schwang ich meinen sexy Hintern nach oben und brachte 1-2 Aufnahmen unter Dach und Fach. Danach ging es sofort wieder unter das schützende Gebälk. Dort kam mir, während einer geselligen Runde mit den ortsansässigen Spinnen, der Gedanke:

Sehr schön! Da suchste Dir extra nen Platz mit Dach um nicht vom Blitz getroffen zu werden und am Ende tötet Dich ein umgefallener Baum!

Aber der Wind pfiff dafür in die falsche Richtung und somit wäre auch der Baum in die andere Richtung gefallen. Zumal die Bäume, die dafür in Frage gekommen wären, auch nicht die Länge gehabt hätten um den Pavillion zu versenken.
Nach gut einer Stunde Spektakel, war die Show dann auch schon wieder vorbei. Die Bilder waren im Kasten und der Horizont lichtete sich langsam wieder. Als das nächste “Windloch” kam, nutzte ich die Gunst der Stunde und stieg rasch wieder zum Auto nach Rettenberg ab. Das Zeitfenster war wichtig, da ich nicht noch auf dem Weg zurück von irgendwelchen herumfliegenden Dingen getroffen werden wollte. Dann bevorzuge ich doch lieber den Baumtod *lach*.

Ergebnisse:

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8 comments

  1. Sehr starker Artikel! Bei deinen Beiträgen hat man immer das Gefühl mit dabei gewesen zu sein. Und dann noch die Ergebnisse. Legen… wait… dary! Wieder ein echter FloSen! Echt stark!
    LG
    Don

  2. Wirklich ein wunderbarer Bericht, schön unterhaltsam geschrieben. Die Fotos sind exquisit höchstes Niveau.
    Gruß
    Andreas
    PS: Aber ein bisschen lebensmüde biste schon 😉
    hat sich aber voll gelohnt

  3. Wunderbare Bilder, habe das Panorama auf Heise-Fotos entdeckt und gleiche bemerkt, dass das bei uns um die Ecke sein muss 🙂 gibt es eine Möglichkeit, das Bild mit ein bisschen höherer Auflösung zu bekommen? ich hätte das so gern als Bildschirmschoner über meine beiden Schirme 🙂
    Grüße
    Moritz

    1. Hi Moritz,
      dankeschön! In dem Fall bist Du wohl auch ein Allgäuer 🙂 Klar, gibt mir einfach die ideale Auflösung, die Du benötigst. Ich schick es Dir dann per Mail.
      Grüße Flo

  4. Ja genau, Ursprünglich Immenstadt und am besagten Fotoplatz oft mit dem Mountainbike unterwegs gewesen 🙂 3840x1200px wäre die Auflösung, Wobei die Höhe nicht so wichtig ist.
    Vielen Dank!
    Moritz

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