Einleitung
Nach den Lofoten & Tromso ging es im Frühjahr 2024 für uns also erneut… wartet Mal… irgendwas stimmt hier nicht. Fangen wir nochmal an…
Freitag Abend. Feierabend und endlich Wochenende. Es ist der 10. Mai 2024. Die Zeiger auf der Uhr zeigten ca. 23:00 Uhr an. Es war ne harte Woche, wir waren müde und eigenltich wollten wir schon schlafen gehen.
Frau SchickiSchmi schaute mit bereits geschlossenen Augen irgendetwas im TV. Ich swipte bisschen durch Instagram und X. Plötzlich sah ich ein Posting über ein Polarlicht in Deutschland. Abgesetzt vor 2 Minuten. Erstmal kein Grund auszuflippen, ist ja nicht so das es nie vorkommen würde. Das Merkwürdige dabei waren allerdings 2 Dinge:
- Es war relativ stark zu sehen
- Es wär im südlichen Raum Deutschlands
Bettfertig schlapperte ich also kurz vor die Haustüre. Bewaffnet mit meinem grandiosen Smartphone *hust* schoss ich einfach mal kurz ne Langzeitbelichtung in den klaren Nachthimmel. Es entstand dieses nachfolgende Foto, aufgenommen mit dem iPhone13-Mini:
“Ooookay. DAS ist dann doch bissl krass!” – sagte ich zu mir! [Anm. d. Verfassers: C’mon, wir führen alle Selbstgespräche wenn wir zu Hause allein sind! Oder? ODER?!]
Relativ hektisch spurtete ich zurück ins Haus, ging ins Schlafzimmer, zog mir was vernünftiges an und packte meinen Fotorucksack. Da ich immer noch davon ausging, dass es nicht so stark werden würde, nahm ich Objektivseitig nur mein Sigma 24-70mm 2.8 mit. Immerhin, die Akkus die ich dabei hatte, waren allesamt geladen *lach*.
Und im Nachgang muss man sagen – so scheisse wars ja auch nicht mit nur einem Objektiv *lach*! Es war an ein paar Stellen bisschen aufwendiger und manchmal hätte man gerne ein bisschen mehr Blickwinkel nach Oben hin noch gehabt, aber so konnte ich mich zumindest aufs Wesentliche konzentrieren.
Vor Abfahrt gab ich noch kurz der Frau des Hauses Bescheid. Irgendwie dachte sie sich wohl ich veräpple sie oder sie würde wohl noch Träumen. Der Rückmeldung zu Urteilen schien sie es nicht wirklich ernst genommen zu haben oder war schon in anderen Welten unterwegs *lach*.
Auf dem Weg zum Auto machte ich mir dann noch ein paar Gedanken:
- Fuck, wo soll ich hin?
- Was wäre ein geiler Spot?
- Gibts was wo ich den Ort “Ottobeuren” mit der schönen Kirche im Bild hätte?
- Wie Lange wird das wohl andauern?
Ich bin ehrlich, die Fragen hab ich mir an diesem Abend aber relativ schnell selbst beantwortet:
Drauf geschissen, hauptsache abgelichtet!
dasFLOSEN – 2024 – Polarlichtnacht
Es geht los!
Ich fuhr erstmal kurz eine Anhöhe hinter unserem Wohnhaus nach oben um die ersten Bilder zu schießen. Intension dahinter war zunächst Mal herauszufinden von “Wo” kommt es, wie ist die Intensität etc. Was ich dann auf dem Kameradisplay sah, hat mich dann schon ein klein bisschen erstaunt.
Zugegeben. Es waren erstmal nicht die spektakulärsten Aufnahmen, aber darum ging es erstmal nicht. Polarlichter in dieser Sichtbarkeit, Intensität und in unseren Breitengrade sind dann schon eine extreme Rarität. Und dann vor allem noch “Grün”. In der Vergangenheit sah wenn überhaupt ein paar rote Schimmer am Himmel. Das wars aber dann auch schon.
In der oben gezeigten Aufnahme seht Ihr noch die Mondsichel des gerade untergehenden Mondes! Der Blick ist in etwa nach Richtung “Memmingen” (Norden) gerichtet.
Übrigens… Sind das überhaupt Polarlichter gewesen wenn diese außerhalb des Polarkreises zu sehen waren? Waren es dann Südlichter anstatt Nordlichter? Man weiss es nicht… *lach*
Ich entschloss mich nochmal zusammenzupacken und ganz hoch auf den Berg zu fahren. Kurz nach meinem Dorf erwartet einem dort eine schöne Anhöhe mit einem weiten Blick. Ich fuhr also bis zu einem Umspannungswerk auf dem genannten Plateau. Hier waren sie dann schon versammelt. 3-4 Autos mit ein paar dutzend Menschen die bereits in den Himmel blickten und zum Teil auch fotografierten.
Ich parkte ein wenig abseits der Anderen und fing an weitere Bilder zu schießen.
Es war mittlerweile Samstag, 11. Mai kurz nach Mitternacht. Es dürfte so gegen 0:30 Uhr gewesen sein als die Intensität am Himmel nochmals anzog. Genauer gesagt enorm anzog! Es begann die Zeit in der man die Lichter tatsächlich mit bloßen Auge wahrnehmen und erkennen konnte.
BLOßEN AUGE! BEI UNS IM SÜDEN! *Heiliges Kanonenrohr!*
Ich informierte noch kurz meinen Freundeskreis über die standesgemäße WhatsApp–Gruppe, schließlich bot sich jetzt die wohl einmalige Gelegenheit für Viele zum ersten Mal das Spektakel zu bestaunen.
Auch Hoochi war mittlerweile Draußen im Garten angekommen und hatte gemerkt, dass ich wohl doch keine Geschichten erzählte. Hier Ihre Aufnahme, aufgenommen aus unserem Garten ebenfalls mit einem iPhone13-Mini:
Zeitgleich liefen auch sämtliche SocialMedia-Kanäle – von Personen denen ich Folge – auf Hochtouren. Wir waren alle Bereit auf das was kommen sollte!
Was mich wiederum störte war mein Beobachtungsstandort. Nicht weil dort noch andere Personen standen und immer mehr dazu kamen, sondern Ihr erinnert Euch… Umspannwerk. Da waren also überall diese Stromkabel und Hochspannungsleitungen im Bild. Für viele ein guter Spot, aber mich triggert sowas einfach. Wir haben “da Oben” aber so einen Funkmasten, also schoss ich kurz ein Bild in Richtung eines Funkmastens um auch die Lichter am Himmel ein wenig einschätzen zu können. Bringt mir schließlich auch nichts, wenn jetzt einen besseres Motiv habe, aber eher bescheidene Himmelsaktivitäten.
*Ist gebongt!* Somit stieg ich ins Auto und änderte zum letzten Mal in dieser Nacht meinen Standort. Ich stand nun mitten im Feld. Hatte den Funkmast vor mir und versuchte alles einzufangen was ging.
Alle in diesem Artikel zu sehenden Aufnahmen (außer die Smartphoneaufnahmen) sind mit Offenblende und nie länger als maximal 3 Sekunde Belichtungszeit aufgenommen! Das ist auch der Grund wieso manchmal die Sterne bisschen Schwach erscheinen, aber die waren auch nicht der Star am Himmel *grins*
Es war schon verrückt. Ich hatte zwar kein Pipi in den Augen, aber kam aus dem Staunen schon echt nicht mehr raus, weil ich es selbst irgendwie nicht glauben konnte. Polarlichter waren natürlich für mich erstmal nichts Neues, nur sah ich diese halt eben nicht in 4000 KM Entfernung, sondern nur 500 M Luftlinie von meinem Wohnhaus entfernt.
Leider hatte ich die Zeit nicht bzw. ich traute mich im Vorfeld nicht mehr kurz nach Hause zu fahren um mein Ultraweitwinkelobjektiv zu holen. Es wäre für diesen Abend sicherlich angebrachter gewesen. So musste ich oftmals auf Panoramaaufnahmen zurückgreifen. Zwei davon seht ihr nachfolgend, welche auch zugleich zu meinen Highlights gehören. Ersteres wird es wohl zu Hause an die Wand schaffen *grins* Kann mich nur noch nicht Entscheiden ob die “kältere” oder “wärmere” Version davon.
Beide Panoramas (oben und nachfolgend) bestehen aus 18 Einzelaufnahmen (3 x 6). 24mm, Blende 2.8, ISO1600 und 2.5 Sekunden Belichtungszeit je Bild. Wenn man die Zeit also addiert sind beide Panoramas unter 1 Minute entstanden (mit manuellen Ausschnittwechsel) und spiegeln somit den Moment perfekt wieder.
Hier im Übrigen mal noch ein OutOfCam-RAW. Unbearbeitet.
Und zum Ende noch ein vorher/nachher Vergleich. Wie man sieht, so viel wurde gar nicht geändert. Bei den meisten Bildern hab neben der Herausarbeitung der Lichter im Himmel ausschließlich die sogenannten “Flugschnuppen” wie z.B. Flugzeuge & Satelliten entfernt. Was ein Service für Euch *lach*
Abschluss
Am Ende bleibt mir nur zu sagen “Wow” und danke das ich das miterleben durfte. War schon ne geile Nummer, auch wenn viele da Draussen – und ich auch fast – es Verschlafen hätten. Gerade das Panorama wird bei mir zu Hause an die Wandgalerie kommen. Nicht weil es meine schönsten Polarlichtaufnahme ist, sondern weil sie so besonders für uns ist.
Da hab ich im Übrigen auch noch was zu Sagen. Ich hab im Nachgang in den sozialen Netzwerken oft Sätze gehört und gelesen wie
“[…]schön, aber als ich in Island war, da waren die Polarlichter viel geiler[…]”,
“[…]das waren doch keine richtigen Polarlichter[…]” oder
“[…]das bisschen war es ja gar nicht wert[…]“.
Wisst Ihr… “who cares?”. Das ist wie mit meinen Eingangs erwähnten Standortgedanken. Ja, es war nicht der spektacoolärste Vordergrund, die schönste Landschaft oder das intensivste Polarlicht. Es hat jedoch Mir und vielen anderen Menschen die Möglichkeit gegeben eben auch Mal die Magie der Polarlichter zu erleben. Viele werden einfach nie in ihrem Leben in den hohen Norden reisen um Polarlichter zu spotten, selbst wenn man dort ist, hat man zudem keine Garantie welche zu erhaschen!
Genau für Diejenigen ist es absolut irrelevant wie Intensiv sie zu sehen waren etc. Es ging um den Moment… und ja… auch ich hab die grünen Dinger über meinen Kopf in einer deutlich krasseren Intensität schon tanzen sehen, aber exakt die Selbe ausgehende Faszination und Magie wie in Norwegen hab ich auch in jener Nacht im Allgäu verspürt. Und ich hoffe viele Andere auch!
Ich bin raus, bye.
Sehr schöne Aufnahmen und toller, informativer und lustiger Bericht! Schon verrückt die so weit im Süden zu sehen. Ich hab sie leider verschlafen 🙈
Gruß aus Memmingen
Sandro
Hi Sandro,
vielen Dank fürs Kompliment. Ja, war schon besonders, ich habs jedem gegönnt!
Grüße Flo